A. Doody: Pliny’s encyclopaedia

Cover
Titel
Pliny’s encyclopaedia. The reception of the Natural History


Autor(en)
Doody, Aude
Erschienen
Cambridge 2010: Cambridge University Press
Anzahl Seiten
194 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Michele C. Ferrari

Spätestens seit der Veröffentlichung von Diderots und d’Alemberts Encyclopédie ab 1751 ist die kulturgeschichtliche Relevanz von Wissenstexten unbestritten, und dementsprechend üppig ist seitdem die gelehrte Auseinandersetzung mit Enzyklopädien. Dabei trugen enzyklopädische Texte, wie wir sie heute verstehen, lange nicht diesen Titel. Es ist nicht das geringste Verdienst der beiden französischen Aufklärer, dass sie einen Namen für solche Unternehmungen etablierten, auch wenn sie den Titel selbst nicht erfunden haben. Was macht eine Enzyklopädie aus, zumal in Zeiten, als diese Bezeichnung noch nicht existierte? Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nachdem welchen Standpunkt man bei der Betrachtung einnimmt (systematisch, mediengeschichtlich, überlieferungshistorisch, usw.) Zu Recht beginnt Aude Doody ihre Monographie zur Rezeption der Naturalis historia des Plinius (gest. 79 n. Chr.) mit einem allgemeinen Kapitel über Definitionsfragen (11–30), dem sie überraschenderweise einen Abschnitt über Francis Bacon anhängt (31–39). Mit Kapitel 2 sind wir schon im Paris des 18. Jahrhunderts («Diderot’s Pliny and the politics of the encyclopedia», 40–91). Dann geht die Autorin auf die Gestaltung der Indices in gedruckten Editionen des Plinius ein (92–131). Das letzte Kapitel ist Beobachtungen zu «Arts and medicine from the Natural History» gewidmet (132–172). Ein Schlusswort (173–174), eine Bibliographie und ein gutes Register schliessen die Arbeit ab. Doody sagt in der Einführung, dass sie sich vorgenommen hat, «einige bedeutende Phasen der Plinius-Rezeption» vorzustellen (7). Das ist ihr für die Themen, die angesprochen werden, auch gelungen, und Spezialisten werden einzelne Beobachtungen durchaus zu schätzen wissen. Nur ist der Band unter einem Titel veröffentlicht, der etwas anderes verspricht, nämlich eine allgemeine Monographie über die Rezeption des Plinius als solche. Davon kann hier nicht die Rede sein. Jahrzehntelange Bemühungen etwa der mediävistischen und frühneuzeitlichen Forschung, den Einfluss der Naturalis historia in der Kultur des vormodernen Westens zu würdigen, werden ignoriert. Wie die Autorin die thematische Auswahl getroffen hat, darüber erfährt man nichts. Auch in Einzelpunkten überzeugt dieses Buch nicht. Das Kapitel über Plinius liest sich z.B. wie ein Forschungsbericht und geht auf den philosophischen Hintergrund der Naturalis historia nur am Rande ein. Insgesamt betrachtet legt Doody somit mit ihrem Buch einzelne Studien zu teilweise sekundären Aspekten der Rezeption des Plinius in der Neuzeit vor, die der Bedeutung des Autors im nachanti-ken Westen kaum gerecht werden.

Zitierweise:
Michele C. Ferrari: Rezension zu: Aude Doody, Pliny’s encyclopaedia. The reception of the Natural History, Cambridge, Cambridge University Press, 2010. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 108, 2014, S. 489.

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